Klassik
Ein vollkommenes Wesen
Dietrich Fischer-Dieskau beschreibt das Leben der Sängerin PaulineViardot-Garcia / Von Manfred Osten
Von Robert Schumann stammt das vorsichtige Wort: „Von Sängern und Sängerinnen läßt sich Manches lernen läßt, wurde ihm vor wenigen Monaten - anläßlich seines 65. Geburtstages - bereitwillig konzediert.
Geburtstag von PaulineViardot-García
Die Universalbegabte
PaulineViardot-García war nicht nur eine der berühmtesten Opern- und Konzertsängerinnen des 19. Jahrhunderts, sondern machte auch als Pianistin, Musik-Pädagogin und Salonière von sich reden.
Etliche Opern-Projekte scheiterten aus unterschiedlichen Gründen, zuletzt durch den Krieg und Bürgerkrieg von 1870/71.
Massenet reüssierte zunächst mit Orchestersuiten und einem Oratorium über die Sünderin Marie-Magdeleine, dem die überragende Sängerin PaulineViardot zum Erfolg verhalf.
Wo die kleine Cecilia mit vier Jahren in Verdis Aida noch die echten Elefanten und Löwen auf der Bühne der Caracalla-Thermen bestaunt, da steht die kleine Maria bereits unter der Knute ihres Vaters, des legendären andalusischen Rossini-Tenors, Komponisten und Gesangspädagogen Manuel del Pópolo Vicente García, der ihr (wie ihrer gleichfalls berühmten Schwester PaulineViardot auch) das Singen buchstäblich eingeprügelt haben soll.
In den halkyonischen Tagen des Belcanto, der Zeit von Sängern wie Giuditta Pasta, Giulia Grisi, PaulineViardotGarcia und Adelina Patti, war sie immens erfolgreich.
Nach seiner Rückkehr nach Paris im Mai 1843 hatte Gounod nicht nur einen Posten als Organist und Kapellmeister an der "Église des Missions étrangères" angetreten, sondern wollte sogar eine Priesterlaufbahn einschlagen und studierte am renommierten Seminar von Saint-Sulpice Theologie, bis ihn die Revolution von 1848 und die Begegnung mit der Sängerin PaulineViardot sozusagen "säkularisierte".