JohnCale zum 70. Geburtstag
„Ich wollte Dirigent werden“
JohnCale, der am Freitag 70 Jahre alt wird, über seine Tournee, Bratschen, HipHop, Drogen und die Zeit mit Velvet Underground.Interview: Dagmar Leischow
JohnCale: „Meine Musik war nie neben der Spur, mein Benehmen schon“.
Entscheidend war vielmehr die Begegnung des 22-jährigen Singer-Songwriters Lou Reed und des klassisch ausgebildeten Avantgarde-Musikers JohnCale 1965 in New York.
Zusammen mit dem klassisch gebildeten Waliser JohnCale, der Drummerin Maureen Tucker und dem Gitarristen Sterling Morrison gründete er 1965 die Band The Velvet Underground, der Name basierte auf einem damals populären Pulp-Roman über die sexuelle Subkultur.
Es sind Aufnahmen, deren Perfektion und Drive noch immer nachempfinden lässt, warum die Besten der späteren Großartisten des Genres sich in Sackgassen ihrer Karrieren auf ihn zurückbesonnen haben wie auf eine Urszene: JohnCale etwa, der das Heartbreak Hotel zu einem Ort existenzieller Verzweiflung ausgestaltete.
Tatsächlich ist es ein Wunder, was er alles überlebt hat, seit er 1966 zusammen mit JohnCale (der nächste Woche ebenfalls 70 wird) im Dunstkreis von Andy Warhol die Rockband Velvet Underground gründete.
Duchamps und Cage treffen sich in Amerika, spielen zusammen Schach, Merce Cunningham gehört dazu, dann geht es weiter über Bruce Nauman und Warhol, Warhol hört die ?Vexation? von Satie in der Wiederentdeckung von Cage ... Da spielt JohnCale mit der Esther Naher bei Velvet Underground, bei der Band, die Warhol protegiert, Warhol kommt selber auf die Idee - durch diese ?Vexation? von Satie -, dass diese Wiederholung etwas ganz Besonderes hat, was ganz Eigentümliches, macht Empire State Building, diese großartigen Filme, die sozusagen immer endlos laufen und nur ein Bild zeigen ... Es ist wirklich so ein Kontinuum von 1912 bis 2012.
Die Verbindung aus Lou Reeds Gitarrenfreakouts, der gegen den Strich gekratzten Viola JohnCales und dem neoprimitiven Getrommel Maureen Tuckers ist heute genauso sehr Teil des kollektiven musikalischen Unbewussten wie der Blues oder der Blue Yodel.
Wenn sich Lou Reed, JohnCale und Nico dann allerdings auf der zweiten CD bei Proben in der Factory an ihren eigenen Songs versuchen, wirken die Titanen hilf- und planlos.
29.3.2016 Der Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" - eine "extra 3"-Parodie zur Melodie von Nenas "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" - führt zu diplomatischen Verwicklungen Deutschlands mit der Türkei. Der deutsche Botschafter Martin Erdmann wird zu einem Gespräch einbestellt, in dem offenbar die Löschung des Videos verlangt wurde.