Tonart | Beitrag vom 01.11.2016
Musikkritiker Simon Reynolds
"GlamRock wurde nie umfassend gewürdigt"
Simon Reynolds im Gespräch mit Andreas Müller
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GlamRock - dazu fallen den meisten David Bowie oder Marc Bolan ein.
Ian Hunter & The Rant Band: "Fingers Crossed"
Glam-Rock, Blues und amerikanische Folkeinflüsse sind auf dem neuen Album von Ian Hunter zu hören, der mit "Fingers Crossed" sein 20. Soloalbum vorlegt.
Mit seinem ungemein flüssigen, flexiblen, aber, wenn es drauf ankam, auch sengend harten Spiel bildete er zu Mercurys aufreizendem, hochenergetischem Primadonnengehabe einen ähnlich profunden Gegenpart wie damals, zur Hoch-Zeit des Glamrock, Mick Ronson zu David Bowie: als eine Art Kapellmeister, der sich, wenn die Show es erforderte, auch aus der Reserve locken ließ, um seine Fingerfertigkeit zu demonstrieren, und sich mit seinem gleichfalls attraktiven Äußeren auch gar nicht zu verstecken brauchte.
Platz 2 in den britischen Charts, ein wichtiger Song für die Glamrock-Ära und ein wichtiger Song für die beiden Brüder Ron und Russell Mael, die Gründer der Sparks.
ein Diskotheken-Knaller mit Glamrock-Rhythmus, war meine deutschsprachige Version seines in halb Europa in den Hitparaden platzierten Songs „Son of My Father“.
Ohne sein Auftauchen in der gediegenen Atmosphäre des Nachkriegsentertainments kein Glamrock, kein Volksdandyismus, keine Männer, die das Weibliche in sich suchen, keine in der Öffentlichkeit der Hitlisten stattfindende Politik der Verausgabung.
Er kreierte als Ziggy Stardust den bisexuellen Glam-Rock der 70er-Jahre, wandelte sich in die düster existentielle "Heroes"-Kunstfigur seiner Berliner Jahre und weiter in einen vom Jazz und multikulturellen Einflüssen inspirierten Songschreiber, Bühnenperformer und kommerziellen Megastar, der sich der Langeweile des Erfolgs inzwischen entzieht.
Einfach nur schwach
Auch die Fundstücke, die der Wiederveröffentlichung des Glamrock-Meilensteins "Electric Warrior" von T-Rex beigelegt sind, klingen keineswegs erhellend.