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Derb, frivol und hochsakral
"Les Biches" und "Stabatmater" von Francis Poulenc
Von Ludwig Rink
Francis Poulenc konnte mit unbekümmerter Freude schlüpfrige Texte für Pariser Varietés vertonen und gleichzeitig mit gläubiger Inbrunst Messen und Motetten zu Ehren Gottes verfassen.
Vor wenigen Wochen sang die russische Sopranistin Anna Netrebko noch an der Wiener Staatsoper die Titelfigur der Anna Bolena in Gaetano Donizettis gleichnamiger Oper, gleichzeitig erschien Giovanni Battista Pergolesis "StabatMater" auf CD mit der Mezzosopranistin Marianna Pizzolato und Anna Netrebko in den Gesangspartien, begleitet vom "Orchestra dell’accademia nazionale di santa cecilia Roma" unter Leitung von Antonio Pappano (Deutsche Grammophon).
Diese Tätigkeit gibt er ebenso wie die Kirchenmusik, die er in seiner römischen Zeit unter anderem bereits um ein bedeutendes StabatMater bereichert hatte, endgültig auf, als er im Gefolge seiner Klavierschülerin und designierten spanischen Königin Maria Barbara 1729 erst einige Jahre nach Sevilla und schließlich nach Madrid übersiedelt, um bis zu seinem Tode 1757 nur noch als Privatcembalist bei Hofe, aber abseits der Öffentlichkeit zu wirken.
Nicht um den funkelnden, prickelnden, plappernden „Barbier von Sevilla“-Rossini geht es diesmal, den alle Welt sowieso auswendig kennt, sondern um die späten, ernsten Stücke: 1. um das „StabatMater“ (eingespielt in einer atemraubenden Luxusbesetzung fürs Weihnachtsgeschäft);
Seine Diskografie umfasst rund 30 Auf- nahmen, darunter viel barockes Opernrepertoire, aber auch Solo-Platten wie Opium (2009) oder geistliche Musik wie Pergolesis StabatMater (2013).
und sie verströmt sich in Pergolesis "StabatMater" ebenso bedingungslos, wie sie die spitzigen Koloraturen in die Luft meißelt in Joneleits Musikdenkstück: "Metanoia".